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Text File  |  1996-10-14  |  4KB  |  24 lines

  1. Sardanapale - Der Lerchenspiegel
  2. An der Wand h├ñngend eine gewaltige Metallplatte - unser Gegen├╝ber -ein rotierendes Kreispolieren zeigend.
  3. Die Metallfl├ñche empf├ñngt, verzerrt und verzehrt die Lichtb├╝ndel, die aus umhergestreuten Scheinwerfern im Ausstellungssaal verstr├╢men.
  4. So wie Eugene Delacroix befa├ƒt sich Alain Sagaert in seinem Werk mit dem chromatischen Experiment.
  5. Die gravierte Stahlplatte verwandelt sich in ein Rechteck, das die Geflechte rein geistiger Lichter, flammende Arabesken in verworrenen aufeinanderfolgenden Fl├ñchen propagiert.
  6. Der chaotischen, Eugene Delacroix verwandten Bewegung ├╝ppiger und nobler K├╢rperfomen setzt Alain Sagaert mechanische st├ñhlerne Umdrehungen auf Metall entgegen.
  7. Die Frage nach der ├ñsthetischen Dimension beantwortet Alain Sagaert mittels inszenierter Konfusion und Diffusion zwischen der Stofflosigkeit der geworfenen Lichter und der Permanenz ihrer Enth├╝llungen im Raum.
  8. Die erste Beobachtung der Platte von einem einzigen Blickwinkel, von vorn oder nicht, verursacht beim Betrachter einen Reiz, der ihn auf die schwindlige Suche nach einer Aneignung des Gegenstandes als Ort treibt. HIER BIN ICH. Demzufolge versp├╝rt der Rezipient gro├ƒe Lust, diesen Ort k├╢rperlich zu pr├╝fen. Seine physische Versetzung wird also  einen dreidimensionalen Raum vor seinen Augen erscheinen lassen. Die bunten Lichtfiguren, in quasi Levitationen, bewegen sich dann zugleich nach dem Blickpunkt des Betrachters, der das Bild als Hologramm wahrnimmt.
  9. Nach und nach wird ihn diese beunruhigende Erscheinung im Rhythmus seiner Bewegungen in einen anderen Raum f├╝hren, den er noch nicht eingeschlossen hat und der ihm jedoch schon entgeht. 
  10. Zur Poblemstellung des als Verankerungspunkt wahrgenommenen Orts:
  11. Weil wir aus der Dualit├ñt zwischen der Person, die sieht, und dem Gegenstand, der gesehen wird, herausgekommen sind und zu gleicher Zeit dem Kult der Augenblicklichkeit gegen├╝bergestellt werden, experimentiert die Vorrichtung mit dem Rezeptionsverhalten des Besuchers.
  12.  
  13. der zuschauer strukturiert das Werk
  14. Die Bewegungslosigkeit des Zuschauers vor der Metallplatte wird ihn des dreidimensionalen Raums berauben, er wird nur einen verarmten Anblick davon erhalten.
  15.  
  16.  -Lerchenspiegel- 
  17. Denn es handelt sich ja um einen Spiegel, aber um einen Spiegel, der nur eine kinetische Ausdeutung unserer Empfindungen reflektiert, ohne synthetische Wiedergabe.
  18. Weil der Mensch dem Werden und der Zeit auch unterworfen ist, hat die objektive Vorstellung von der Ewigkeit keinen Sinn.
  19. Die Ewigkeit kann sich also nur als Experiment verstehen, als Experiment, das von der St├ñrke der subjektiven Strr├╢me abhh├ñngt. In dieser Hinsicht werfen die durch den Energieflu├ƒ der Lichtk├╢rper bewirkten Empfindungen den Besucher in einen grenzenlosen Raum, der die sinnliche und materielle Welt transzendiert.
  20. Wenn im Gegensatz zu einem religi├╢sen Menschen, der zwei R├ñume, einen heiligen und einen weltlichen, gegen├╝berstellt, das profane Experiment den Raum  nicht bricht, dann schafft die Vorrichtung durch einen v├╢lligen Mangel an Festpunkt und Zentralachse eine Raumhomogenit├ñt, die so die Enth├╝llung einer absoluten Wiklichkeit leugnet.
  21. Doch da jede Orientierung das Bem├╝hen um einen Festpunkt, nach Verankerung impliziert, l├╢st sich diese Arbeit  in einem strahlenden weiten Raum auf.
  22. Noch mehr, da das Werk von Alan Sagaert die Veneinung des Todes auf die Spitze treibt, best├ñtigt es durch Gestaltungen ewiger Energien die Abwechslung unserer Beziehung zur Zeit: Ein scharfes Bewu├ítsein unseres prek├ñren Wesens und die ununterbrochene Dauer seiner Erinnerung.
  23.  
  24.